Meinung Die fetten Prime-Jahre sind vorbei

Die fetten Prime-Jahre sind vorbei

Die letzten Jahre füllte sich der Markt der Cine Prime Optiken mit unnatürlich vielen Neueinsteigern. Doch wo kommt plötzlich das Optik Know-How her? Und wer soll all die neuen Optiken kaufen?

// 13:11 Mi, 11. Apr 2018von

Die letzten drei Jahre füllte sich der Markt der Cine Prime Optiken mit unnatürlich vielen Neueinsteigern. Dies dürfte einerseits auf den Durchmarsch der digitalen Großformat-Sensor-Kameras zurückzuführen sein. Doch vor allem (ver)locken viele Hersteller wohl die scheinbar enormen Gewinnmargen der speziellen Optiken für das große Kino. Die meisten dieser "neuen" Optiken sind dabei Designs, die ursprünglich für den Fotomarkt gerechnet wurden und durch erweiterte Fokuswege, robustere Gehäuse mit einheitlichen Abmessungen und entsprechende Zahnkränze angepasst wurden.



Doch nicht nur renommierte Foto-Optik-Hersteller wie Samyang oder Sigma traten in den letzten Jahren durch derart umgestaltete Optiken in den Cine-Prime-Markt ein. Auch vorher noch kaum bekannte Namen fanden sich vermehrt mit sogenannten Rehousing-Konzepten in diesem ziemlich engen Marktsegment ein und versuch(t)en nun im scheinbar lukrativen Marktgeschehen mitzumischen. Teilweise mit offener Kommunikation, welche Designs dem Rehousing zugrunde liegen, teilweise aber auch mit eher verschleiernden Informationen zum Innenleben der neuen Objektive.



Doch aus dem Stand eine Serie von fünf oder mehr frischen Prime-Designs komplett neu zu entwickeln, das gelingt nicht mal eben so im Hinterzimmer eines Optik-Start-Ups. Trotz Einstiegspreisen von üblicherweise mindestens 2.000 Euro für eine Cine-Prime Linse ist der Markt sehr eng und die Stückzahlen gegenüber dem Fotobereich extrem gering, weshalb sich ein hochwertiges Cine-Optik-Design für kleinere Hersteller nur schwer vorstellbar rechnen kann.



Die fetten Prime-Jahre sind vorbei : Kinefinity


Vor diesem Hintergrund verwundert es zunächst weniger, dass auch im ersten Quartal 2018 schon wieder (mindestens) zwei neue Player auf diesem Markt mit praktisch identischen Designs mitmischen wollen. Da ist einmal der chinesische Kamera-Hersteller Kinefinity, der ziemlich überraschend vor drei Wochen ein 5er Prime-Set für Vollformat Sensoren mit 25, 35, 50, 75 und 135 Millimetern bei T2-Blende vorstellte. Und nun betritt zur NAB 2018 auch noch der bisher eher für seine Filter bekannte chinesische Hersteller NiSi die Bühne. Mit einem 5er Prime-Set für Vollformat Sensoren mit 25, 35, 50, 75 und 100 Millimetern bei T2-Blende. Beide Hersteller decken einen Bildkreis von 46.5mm ab und die Optiken kosten von beiden Firmen ca. 2.000 - 2.500 Dollar pro Stück.



Die fetten Prime-Jahre sind vorbei : NISI


Interessanterweise scheinen diese zwei Designs (schon von ihren technischen Daten her betrachtet) wahrscheinlich nicht von Samyang Designs abzustammen (das bei kleineren Firmen oft als optische Grundlage genutzt wird), sondern so manches deutet auf Schneider Kreuznach Xenon FF-Primes oder LEICA SUMMICRON-C Vorbilder hin. Doch weder Kinefinity noch NiSi geben aktuell genügend technische Daten preis, um eine sichere Zuordnung zu ermöglichen. Mal sehen, ob sich hier nach der NAB 2018 der Schleier noch etwas lüften lässt.





Interessant wäre es allemal, wenn Leica oder Schneider Kreuznach ihre Designs an Drittanbieter lizensieren würden. Zumal weder Kinefinity noch NiSi mit einer offiziellen Lizenz werben (oder werben dürfen?). Doch vielleicht liegen wir auch daneben und es wurde auch nur etwas kopiert oder sogar grundsätzlich selbst entwickelt. NiSi wirbt unter anderem mit "Retro Cinema Style"-Bildqualität, was immer das bedeuten mag.



Doch auch ältere Bekannte haben das Thema Prime-Sets für sich noch einmal neu erkannt. So hat SLR Magic zur NAB 2018 ebenfalls ein eigenes Prime-Set angekündigt, das vor allem beim Preis und der Lichtstärke auf sich aufmerksam macht.



Die fetten Prime-Jahre sind vorbei : SLR


Eines ist jedoch sicher: Auf lange Sicht werden sich nicht so viele Anbieter von Cine-Primes in diesem dünnen Markt halten können. Mal sehen wer hier den längsten Atem an den Tag legen wird.



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